5 beste Tipps für die #Probezeit

A) DO ONE THING AT A TIME

Im Hintergrund läuft das Radio, am Telefon bittet die beste Freundin um Rat, und am Rechner wartet eine dringende Mail auf Beantwortung. Viele Schüler versuchen, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, das heisst, sie führen Aufgaben zeitüberlappend aus. Unter dem Fremdwort Multitasking versteht man die Ausführung zweier oder mehrerer Aufgaben zur selben Zeit oder abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten. Die Aufgaben sind voneinander unabhängig, das Ziel einer Aufgabe ist also nicht von den Resultaten der anderen Aufgabe abhängig. So wird beispielsweise eine E-Mail verfasst und gleichzeitig einem Gespräch zugehört. Sobald aber zwei Aufgaben unterschiedliche Hirnareale benötigen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich gegenseitig stören. Auch die Erkenntnisse der Hirnforschung deuten darauf hin, dass in der Regel nur ein «Binding» (Bindung) möglich ist. Das hiesse, zwei Aufgaben, die ein «Binding» benötigen, stören sich gegenseitig. Das wäre eine gute Erklärung dafür, warum zum Beispiel Handy-Benutzung am Steuer so gefährlich ist. Aus diesem Grund empfehle ich Dir, beim Lösen schwieriger Aufgaben das Handy auszuschalten. Am besten lässt Du es am Anfang der Probezeit in der Tasche, um so der Versuchung zu widerstehen, rasch Deinen WhatsApp Messenger zu checken.

B) LEARN TO SWIM

Solltest Du es nicht schon gemerkt haben: Die Probezeit ist keine Wellnesseinrichtung, also kein Spa. Gib darum nicht gleich auf bei den ersten Schwierigkeiten. Kommt Dir Wasser in den Mund, schwimme oder lerne es. Dann wirst Du auch nicht untergehen. Mit anderen Worten kannst Du nicht voraussetzen, bereits alles zu wissen. Vieles wird für Dich neu und unbekannt sein. Gibt es Widerstände, dann wachse an ihnen und wirf vor allem die Flinte nicht sogleich ins Korn (schon wieder eine Metapher). – Du wirst Dich auch daran gewöhnen, versprochen!

C) DU KANNST NICHT NICHT KOMMUNIZIEREN

Unter Kommunikation versteht man den Austausch von Informationen unter Lebewesen durch Zeichen aller Art. Paul Watzlawicks Kommunikationsmodell unterscheidet Sender und Empfänger. Der Sender verschlüsselt durch das Reden eine Botschaft, die er dem Empfänger sendet. Diese Botschaft muss danach vom Empfänger, da sie symbolischer Natur ist, entschlüsselt werden, wenn er sie verstehen will. Wird die Nachricht mit dem Sender übereinstimmend entschlüsselt, dann hat der Empfänger den Sender verstanden. Laut Watzlawick besteht die Kommunikation nicht nur aus Worten, vielmehr auch aus vielseitigen paralinguistischen Elementen. Als paralinguistische Phänomene bezeichnet man die Phänomene, die das Sprechen begleiten und nicht aus den sprachlichen Einheiten wie Lauten, Wörtern oder Sätzen bestehen, sondern der Botschaft einen zusätzlichen kommunikativen Aspekt hinzufügen. Dazu gehören zum Beispiel Tonfall, Gestik, Mimik, Lautstärke, Sprechtempo, Pausen, Lachen und Seufzen. Die meisten dieser Verhaltensweisen geschehen für gewöhnlich unbewusst, trotzdem tragen sie zur Kommunikation bei. Es liegt in der Natur des Menschen, dass es unmöglich ist, sich nicht zu verhalten. Das führt dazu, dass der Mensch zu jeder Zeit mit seiner Umwelt kommuniziert. Genauso ist es der Bezugsperson nicht möglich, nicht zu kommunizieren. Ihr Handeln oder Nichthandeln, Sprechen oder Schweigen beeinflusst den andern genauso. Daraus folgt das 1. Axiom aus Watzlawicks Kommunikationstheorie: «Man kann nicht nicht kommunizieren.» Für Dich besagt dies, dass Du dem Lehrer oder der Lehrerin kein Interesse für den Stoff vortäuschen kannst, wenn er Dich nicht interessiert. Du kommunizierst nämlich Dein Desinteresse non-verbal. Natürlich sagst Du nicht direkt, dass Dich der Stoff langweilt, doch aufgrund der Art, wie Du dasitzt, wenn Du den Kopf in die Hand stützt, mit dem Nachbarn tuschelst, aus dem Fenster schaust oder unverhohlen gähnst, erkennen die meisten Lehrpersonen, was Du ihnen unbewusst mitteilst: «Es gurkt mich an!» – Nicht gerade vorteilhaft, wenn Du das schon in der ersten oder zweiten Woche der Probezeit vermittelst.

D) LEARN TO LISTEN

Scheint einfach, ist es aber nicht. Schulz von Thun beschreibt in seiner Kommunikationstheorie ein Ehepaar, das gemeinsam im Auto an der Ampel wartet. Diese springt von Gelb auf Grün und der Mann fährt nicht sofort los. Seine Frau meldet sich deshalb zu Wort. Sie sagt: «Die Ampel ist grün!» Was kann die Bedeutung dieses Satzes sein? Sachebene: Die Ampel hat tatsächlich auf Grün geschaltet. (Hier geht es um die Sache selbst.) Selbstkundgabe: Ich bin ungeduldig und möchte, dass Du meine Zeit nicht unnütz vertust. (Hier zeigt der Sprecher, wie er sich fühlt.) Beziehungshinweis: Muss ich mich schon wieder um Dich kümmern. Immer benötigst Du meine Hilfe, wenn ich mit Dir gemeinsam im Auto fahre. (Hier zeigt der Sprecher, in was für einer Beziehung er zu Dir steht.) Appell: Trödle nicht – fahr endlich los – gib Gas. (Hier zeigt der Sprecher, was er von Dir will.) Es gibt viele andere Möglichkeiten der Interpretation, und Du hast Dir wahrscheinlich Deine eigene zurechtgelegt. Dies ist ein klares Beispiel dafür, wie viele Aspekte der Interpretation ein ganz normaler Satz haben kann. Selbstkundgabe: Ich bin ungeduldig und möchte, dass Du meine Zeit nicht unnütz vertust. (Hier zeigt der Sprecher, wie er sich fühlt.) Beziehungshinweis: Muss ich mich schon wieder um Dich kümmern. Immer benötigst Du meine Hilfe, wenn ich mit Dir gemeinsam im Auto fahre. (Hier zeigt der Sprecher, in was für einer Beziehung er zu Dir steht.) Appell: Trödle nicht – fahr endlich los – gib Gas. (Hier zeigt der Sprecher, was er von Dir will.) Es gibt viele andere Möglichkeiten der Interpretation, und Du hast Dir wahrscheinlich Deine eigene zurechtgelegt. Dies ist ein klares Beispiel dafür, wie viele Aspekte der Interpretation ein ganz normaler Satz haben kann. Versuche trotzdem beim Zuhören immer zu unterscheiden, worüber der Lehrer oder die Lehrerin spricht, achte darauf, wie sie zu Dir sprechen (freundlich, gelangweilt oder eindringlich), was sie von sich selber preisgeben und was sie von Dir wollen, wenn sie zu Dir sprechen. Gehe grundsätzlich davon aus, dass der Lehrer oder die Lehrerin ehrlich zu Dir ist. Wenn sie zu Dir sagen, Du müsstest mehr arbeiten, dann meinen sie das Ernst.

E) ACCEPT CHANGE AS INEVITABLE

Heraklit ist der «King of flow». Der alte Grieche hat das Zeug zur Silicon-Valley-Ikone, denn sein «panta rhei», seine Philosophie, dass alles in einem fliessenden Prozess des Werdens und Vergehens, dass «alles im Fluss» sei, gehört zur DNA des World Wide Web. Die Webkanäle leiten seit Jahren immer gewaltigere Informationsflüsse in neu entstehende digitale Territorien und lassen sintflutartig alte analoge Welten einbrechen. Heraklit, der Prophet der Flusstheorie, ist seiner Zeit somit weit voraus. Heute ist sie universell. Für Dich als Schüler oder Schülerin in einer Probezeit bedeutet das nicht mehr und nicht weniger, als die neuen Gegebenheiten zu akzeptieren. Jetzt hast Du mehr Lehrerinnen und Lehrer, mehrere Schulzimmer, mehr Hausaufgaben und mehr Prüfungen. Du musst Dich nach den neuen Verhältnissen richten, wie es schon Tausende von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten vor Dir getan haben. Umgekehrt geht nicht. Darum hat es auch keinen Sinn, der schönen, alten Sekundarschulzeit nachzutrauern. Freu Dich auf das Neue, das kommt, und werde erwachsen. – Dafür ist jetzt die beste Gelegenheit.

Christoph Frei
Akademisches Lektorat, CH-8032 Zürich