Tipps und Tricks für die #Probezeit

Für alle Volksschülerinnen und Volksschüler, die die ZAP überstanden haben, hat eine neue, aufregende, vielleicht auch etwas stressige Zeit begonnen: die Probezeit am Gymnasium. Das kann bedeuten, dass einige die nächsten Monate um jede Note bangen, vor den Prüfungen schlaflose Nächte haben und stets den Taschenrechner zücken, um zu schauen, wie gut die nächste Note ausfallen muss, damit sie auf dem Gymnasium bleiben können. Verzweifeln musst Du deswegen aber noch lange nicht. Es ist sicher richtig, wenn Du vor der Probezeit Respekt hast, aber Angst ist in jedem Fall ein schlechter Begleiter. Zwar ist für manche Angst ein Motor, der sie zu Höchstleistungen antreibt, aber sie kann sich auch, wie der deutsche Schriftsteller Sebastian Fitzek einmal gesagt hat, zu einem schlecht dressierten Kampfhund entwickeln, den man nicht an der Leine halten kann, wenn er Blut wittert. Angst kann Dich gleichsam übermannen, wenn Du ihr nichts mehr entgegenzusetzen vermagst. Du reagierst dann nur noch in Panik. Evolutionsgeschichtlich hat die Angst eine wichtige Funktion als ein die Sinne schärfender und die Körperkraft aktivierender Schutz- und Überlebensmechanismus, der in tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Gefahrensituationen ein angemessenes Verhalten einleitet. Freilich kann sie diese Aufgabe nur erfüllen, wenn Du weder durch zu viel Angst Dein Handeln und Denken blockierst, noch durch zu wenig Angst reale Gefahren und Risiken in den Wind schlägst. In diesem Sinne ist es wohl richtig, Respekt vor der Probezeit zu haben, jedenfalls besser, als wenn Du vor lauter Angst in einen Panikmodus verfällst, in dem Du nur noch alles falsch machst. Um dies zu vermeiden, sollen Dir die folgenden Tipps und Tricks helfen, der Probezeit auch etwas abzugewinnen, ohne Deine ganze Familie in Mitleidenschaft zu ziehen. (Das wünscht sie sich nämlich nicht.) Für den deutschen Philosophen Richard David Precht gehören LERNEN und GENIESSEN zum Geheimnis eines erfüllten Lebens. LERNEN ohne GENIESSEN, schreibt er, verhärme, wohingegen GENIESSEN ohne LERNEN verblöde, also dumm mache.

In einem meiner letzten Blogartikel zum Thema #Probezeit habe ich es schon einmal gesagt, und weil es so wichtig ist, will ich es hier wiederholen:

ERSTENS:
Eine gute Organisation ist der Schlüssel zum Erfolg! Dazu gehört eine sorgfältig geführte Agenda mit den Daten aller Referate, Hausaufgaben und Prüfungen. Das mag erstmal aufwändig und spiessig klingen, spart Dir aber unheimlich viel Zeit und Nerven. Ein zweiter wichtiger Punkt in Sachen Organisation ist ein gut aufgeräumter Schreibtisch, an dem Du in Ruhe arbeiten kannst. Sprich mit Deiner Familie, und erklär ihr, weshalb es wichtig ist, dass sie Dich ungestört lernen lässt.

ZWEITENS:
Setz Dich mit Deinen Mitschülerinnen und Mitschülern zusammen! Ihr seid schliesslich alle in der gleichen Situation. Falsche Hemmungen sind da fehl am Platz. Gemeinsam lernen und entwickeln macht stark; Konkurrenzverhalten und falsche Scham sind wenig förderlich. Möglich, dass Du gerade besonders gut in Deutsch bist, dafür hapert es in Mathe. Sicher gibt es jemanden Deiner Klasse, bei dem es genau andersherum ist! Warum schliesst ihr Euch dann nicht zusammen und helft Euch gegenseitig? Wenn Du Gelerntes einer anderen Person erklärst, so merkst Du ausserdem genauer, wo Du selber noch Schwachstellen hast und verankerst Dein Wissen tiefer. Darüber hinaus kann sich so auch ein gesunder «Klassengeist» entwickeln, der Dich trägt.

DRITTENS:
Der Satz «Ich weiss es nicht.» ist tabu! Jedenfalls sagt dies der strenge Lateinlehrer. Vermeide ihn nach Möglichkeit. Er wird Dir nicht weiterhelfen, weil jede Lehrperson ihn jeden Tag von Schülerinnen und Schülern zu hören bekommt, die glauben, damit sei die Sache erledigt, und Du Dir damit im Sinne einer «selbsterfüllenden Prophezeiung» nur selber im Wege stehst. (Indem Du sagst, ich weiss es nicht, glaubst Du auch daran, dass Du es nicht weisst, und darum weisst Du es zum Schluss auch nicht. Du hast es Dir im Grunde selber prophezeit.)

VIERTENS:
Vergiss auf keinen Fall die Erholung! Neben dem Druck und den Erwartungen, die auf Dir lasten, ist es unabdingbar, dass Du feste Zeiten zur Entspannung einplanst. Trag diese am besten so in Deine Agenda ein wie jeden anderen wichtigen Termin, damit Du sie wirklich einhältst. Natürlich sollten es ganz bewusste Pausenzeiten sein, also nicht nur eine halbe Stunde bei «Instagram» oder «Tik Tok» abhängen. Geh lieber raus, triff Dich mit einem Freund oder einer Freundin, spiel Fussball oder geh schwimmen, allenfalls ins Yoga. Hauptsache, Du erfährst bewusst eine Auszeit von der Schule und kannst den Stress für ein paar Stunden hinter Dir lassen.

FÜNFTENS:
Fordere ein Feedback ein bei Deinen Lehrerinnen und Lehrern! Wenn Du in bestimmten Fächern das Gefühl hast, nicht so recht zu wissen, wo ihr steht, dann ist es Dein gutes Recht, Deine Lehrpersonen um Rückmeldungen zu bitten. Frag sie, wie sie Deinen Leistungsstand einschätzen, wo Du Dich noch verbessern solltest und in welchem Bereich es bereits rund läuft. Vielleicht bekommst Du zur Antwort, dass Du Dich mündlich mehr einbringen müsstest, dass Du Deinen Wortschatz erweitern solltest oder dass Du schon ziemlich zufrieden mit Dir sein kannst. So oder so ist es besser, genauer zu wissen, wo Du stehst und in welchem Bereich Du noch etwas nachzuholen hast. Hab also keine falsche Scheu. Geh auf den Lehrer zu, und warte nicht, bis er zu Dir kommt. (Sei Dir auch bewusst, dass manche Lehrpersonen über 100 Schülerinnen und Schüler betreuen, da kann es schon einmal vorkommen, dass etwas untergeht.)

SECHSTENS:
Analysiere Deine Prüfungsergebnisse genau! Wie also solltest Du mit ersten schlechten Noten am besten umgehen? Sicher nicht, indem Du das Resultat unter den Augen des Lehrers frustrierst in den Abfalleimer wirfst. Das Schwierige dabei ist wohl eher der Umstand, dass Du Dir in aller Regel nicht gewohnt bist, für Deine Leistung eine schlechte Note zu erhalten. Du musst Dir bewusst sein, dass schlechte Noten auch zum Gymnasium gehören, und zwar bei fast allen Deiner Klassenkameraden auch.

SIEBTENS:
Sei daher bereit, Anstrengungen auf Dich zu nehmen! Manchmal musst Du auch auf etwas verzichten können. Die Schultage solltest Du offen und motiviert angehen, nicht verschlafen oder gar «abgelöscht». Klar, kann für die Lernenden das Überstehen einer Probezeit ein gewisser Druck bedeuten. Dieser muss freilich nicht übermässig sein, erklärt mancher Schulleiter. Grundsätzlich gäbe es aber keine allgemeingültigen Rezepte. Das wird Dich nun sicher enttäuschen. Es gibt halt einfach nirgendwo eine «Bazooka», mit der Du alles niedermachen kannst, was Dir nicht passt. Aber auch das gehört zum Erwachsenwerden, die Tatsache eben, dass die bestmögliche Gelassenheit gefragt ist, um die neue Situation anzunehmen, und dass alle anderen Lernenden Deines Jahrgangs aus freien Stücken im gleichen Bus wie Du sitzen. So banal dies klingen mag, – so beruhigend kann es sein. Die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, hilft ebenfalls, denn neben dem Stoff werden sich Neueintretende einen Platz in der Schulgemeinschaft suchen und diesen hoffentlich auch finden.

Christoph Frei, Akademisches Lektorat, CH-8032 Zürich