5 beste #Schreibempfehlungen für längere Texte

Meine 5 besten #Schreibempfehlungen für längere Texte zeigen Dir:

• Mit welcher Strategie Du Schreibblockaden begegnest.

• Wie Du einfach den Einstieg in den Schreibprozess findest.

• Und natürlich, wie Du bis zum Ende durchhältst.

Meine erste beste #Schreibempfehlung für längere Texte

SPRICH MIT DIR SELBST:

Führe Selbstgespräche. Wenn Du spontan im Kopf formulierst, ist der Druck geringer. Es wird ja nichts festgeschrieben. Es zählt ja noch nichts. Du spielst nur oder fantasierst. Beim Spazieren, beim Joggen oder beim Autofahren.

Die Aufforderung, Selbstgespräche zu führen, zeigt im Wesentlichen, dass es fast allen Schreibenden zuweilen an guten Einfällen mangelt. Natürlich macht das Angst, so dass die meisten (und ich gehöre auch dazu) dann der Tendenz unterliegen, das Schreiben hinauszuschieben oder gar zu verschleppen.

Um dem vorzubeugen, kannst Du Dir einige Tricks aneignen, indem Du zum Beispiel auf dem Weg zur Bibliothek, ins Seminar oder in der Strassenbahn mit Dir selber sprichst, indem Du Dich an den Artikel oder die Passage, die Du schreiben sollst, gedanklich akklimatisierst. Mit andern Worten spielst Du den Einstieg in den Text in Gedanken einige Male für Dich durch. Nach einer Viertelstunde weisst Du in der Regel, wie Du Dein angefangenes Textgewebe weiterknüpfen willst. (Für diesen Zweck solltest Du natürlich immer Papier und Bleistift oder einen Laptop bei Dir haben. Vielleicht erinnerst Du Dich an den Satz von Max Frisch, dem zufolge die besten Ideen auf dem Weg zum Schreibtisch vergessen gehen.)

Und wäre Dir das alles erst am Schreibtisch eingefallen, so wäre die Hemmschwelle, es niederzuschreiben, deutlich grösser, vielleicht aus Angst, etwas Banales auszuformulieren, oder es wäre Dir eben nichts eingefallen wegen des gefühlten Zwangs, sogleich etwas Gehaltvolles festhalten zu müssen, anstatt zuerst einmal Deinen Gedanken nachzuhängen.

Meine zweite beste #Schreibempfehlung für längere Texte

VERGLEICHE DICH NICHT MIT ANDERN:

«Don’t read reviews. Don’t worry about sales. Don’t compare yourself to other people », sagt die Bestseller-Autorin und Vielschreiberin Amanda Hocking in ihrem lesenswerten Essay «How to Give Yourself Writer’s Block. »

Warum? Weil dieses Verhalten Deine Versagensängste verstärkt und Dich blockieren kann. Sobald Du glaubst, andere übertrumpfen zu müssen, wirst Du Dich verkrampfen. So kannst Du dann auch nicht mehr Dein Bestes geben.

Ausserdem wird es immer jemanden geben, dem Dein Text nicht gefälllt. Rückmeldungen sind nur hilfreich, wenn sie Messbares feststellen, gegen das Du etwas unternehmen kannst. Etwa dass Dein Text viele Tippfehler enthält. Dass die Formatierung nicht richtig ist, dass neue Hauptkapitel nicht auf einer neuen Seite beginnen.

Doch machen wir uns nichts vor: Diese Haltung, also das sprichwörtlich dicke Fell, zu entwickeln, kostet Kraft – oder Zeit. Wie an so vieles gewöhnt man sich auch an schlechte Kritiken und denkt dann achselzuckend, dass sie die übrigen, guten realistischer wirken lassen.

Warum es müssig und nutzlos ist, sich mit erfolgreicheren Kolleginnen und Kollegen zu vergleichen, brauche ich sicher nicht zu erklären. Wenn Du Dich bei solchen Gedanken erwischst, solltest Du Dich sogleich daran erinnern, dass es Zeitverschwendung ist, darüber nachzugrübeln und deprimiert zu sein, weil ein Studienkollege längere und bessere Texte schreibt als Du. Vor allem solltest Du es schon deshalb nicht tun, weil es Deine Schreiblust hemmt.

Umgekehrt darfst Du Dich natürlich von positiven Rückmeldungen beflügeln lassen, das sollst Du sogar, weil so Dein Schreiben einer selbsterfüllenden Prophezeiung unterliegt, so dass Du über kurz oder lang gar nicht anders kannst, als gute Texte zu verfassen.

Meine dritte beste #Schreibempfehlung für längere Texte

PROBIERE UNTERSCHIEDLICHE SCHREIBZEITEN AUS:

Teste, zu welcher Tages- oder Nachtzeit Du besonders kreativ bist. Versuche also auch einmal zu ungewohnten Zeiten zu schreiben.

Ich habe zum Beispiel entdeckt, dass ich besonders produktiv bin, wenn noch alle schlafen, sagen wir morgens um 5.00 Uhr. Mit einem starken Kaffee setze ich mich an den Computer und schreibe einfach drauflos. Weil die Gedanken noch keine Störung erfahren haben, ist der Text meistens recht gut strukturiert. Auch ist mein innerer Kritiker noch gar nicht richtig wach, so dass ich mich ganz auf den Text konzentrieren kann. Habe ich mich müde geschrieben, fahre ich den Computer herunter, dusche und mache anschliessend das Frühstück für den Rest der Familie.

Vielleicht schreibst Du, obwohl ein Morgenmensch, spät abends besonders gut, wenn Dein innerer Kritiker sich schlafen gelegt hat? Probier es einfach aus.

Die Sache mit dem inneren Kritiker sauge ich mir im Übrigen nicht einfach aus den Fingern. Bereits Albert Einstein wusste, dass kreative Ideen sich wahrscheinlicher einstellen, wenn hemmende Gehirnaktivitäten am schwächsten sind und unsere Gedanken frei umherschweifen. (Ganz im Sinne von «You’re most creative when you’re at your groggiest.»)

Statt Dich auf Dein Gefühl zu verlassen, kannst Du auch ein paar Tage oder Wochen lang notieren, wie viele Wörter oder Zeichen pro Stunde Du zu unterschiedlichen Tageszeiten produzierst. Vielleicht erlebst Du dabei eine positive Überraschung.

Meine vierte beste #Schreibempfehlung für längere Texte

SCHIEBE DAS AUFSCHIEBEN AUF:

Das Motto zu Anfang dieser Schreibempfehlungen habe ich mir bei John Vorhaus ausgeliehen: Procrastinate later! Frei übersetzt: Schieb das Aufschieben auf. Ich finde es witzig und doch auch weise. Der amerikanische Schriftsteller und Schreibdozent gibt Dir diesen Rat in seinem empfehlenswerten Buch «How to Write Good» und in einem Blogpost. Der ernsthafte Kern des Tipps: Man soll die Perspektive wechseln. Du sollst also nicht die eigentliche Aufgabe hinausschieben, sondern das, womit wir uns ablenken wollen. «Put off putting things off until after the work is done. »

Du sollst Dir also also sagen: «Fernsehen, im Internet surfen oder ein Computergame spielen, das kann ich auch später. Heute Abend. Morgen. Ab Montag. Jetzt schreibe ich. » Oder: «Die Wohnung aufräumen, Wäsche waschen? Dazu ist später noch Zeit, nachdem ich dieses Kapitel beendet habe. »

Das, so tröstet Vorhaus uns, wird übrigens mit zunehmendem Alter leichter. Weil wir dann aus Erfahrung wissen, dass wir nie den besten Text aller Zeiten schreiben werden. Und das ist in Ordnung. Es reicht, dass Du Dein Bestes gibst, das, was Dir in dem betreffenden Moment möglich ist.

Meine fünfte beste #Schreibempfehlung für längere Texte

VERSETZE DICH IN SCHREIBSTIMMUNG:

Einerseits können die richtigen Bedingungen uns helfen, uns besser zu konzentrieren und kreativer zu sein. Rituale, Hintergrundgeräusche, eine bestimmte Umgebung können aber auch als Signal wirken: «Jetzt wird geschrieben! »

So wie der Glockenton der Pawlows Hunden signalisierte: «Jetzt gibt’s Futter.» Nur dass wir natürlich keinen Speichelfluss-, sondern einen Schreibreflex auslösen wollen. Rituale können ausserdem dabei helfen, das Schreiben zur Gewohnheit zu machen. Dass das eine gute Sache ist, habe ich bereits mehrmals erwähnt. Ich selbst bin allerdings lieber flexibel und möchte mich ungern von einer bestimmten Teesorte, einem Kerzenduft oder von fünf gespitzten und exakt ausgerichteten Bleistiften abhängig machen. Doch wenn‘s hilft, warum nicht? Falls Du Anregungen brauchst, interessiert Dich vielleicht der Artikel über die Rituale berühmter Kreativer: Aha-Erlebnisse (und also kreative Ideen) sind wahrscheinlicher, wenn hemmende Gehirnaktivitäten am schwächsten ausgeprägt sind und unsere Gedanken frei umherschweifen. Der Titel des Blogposts, der von einer entsprechenden Studie berichtet, lautet: «You’re most creative when you’re at your groggiest ». Da wir gerade bei Studien sind. Der Artikel «Why Morning Routines are Creativity Killers» geht auf die oben genannte Untersuchung und einige weitere ein. Die Autorin kommt zu dem Schluss: «Laughing babies and a double latte: now that’s a way to start the day. » Damit entfernen wir uns allerdings von unserem eigentlichen «Tapping Into the Daily Rituals of our Great Creative Minds. »

Probiere unterschiedliche Schreibzeiten aus! Teste, zu welcher Tageszeit Du besonders produktiv bist. Versuche auch einmal zu ungewohnten Zeiten zu schreiben. Ich habe zum Beispiel entdeckt, dass ich besonders produktiv bin, wenn ich mich frühmorgens als Erstes an den Computer setze, um 5 oder 6 Uhr, allenfalls noch früher. Das tun übrigens erstaunlich viele Autoren, oft noch vor ihrer Brotarbeit oder bevor die Kinder aufstehen. Ich glaube, bei mir funktioniert das so gut, weil mein innerer Kritiker so früh noch nicht wach ist. Kein Wunder, ich bin es ja selbst kaum. Vielleicht schreibst Du ja, obwohl Du an sich ein Morgenmensch bist, spät abends besonders gut, wenn Deine inneren Kritiker sich schlafen gelegt haben?

Probier es einfach aus. Die Sache mit dem inneren Kritiker sauge ich mir freilich nicht einfach so aus den Fingern. Aha-Erlebnisse (und also kreative Ideen), hat die Forschung festgestellt, sind wahrscheinlicher, wenn hemmende Gehirnaktivitäten am schwächsten ausgeprägt sind und unsere Gedanken frei umherschweifen. Der Titel des Blogposts, der von einer entsprechenden Studie berichtet, lautet: «You’re most creative when you’re at your groggiest ». Ganz im Sinne von Keith Richards, der im Hinblick auf seine Inspiration beim Songschreiben meint: «Frühmorgens nach einer langen Party, wenn ich genug getrunken und auch sonst von allem genug konsumiert hatte, bin ich am besten.»

Christoph Frei

www.akademisches-lektorat.ch