MEIN SPRACHTIPP FÜR BESSERE TEXTE

DIE INDIREKTE REDE

A) BILDUNG DES GEMISCHTEN KONJUNKTIVS (nach Grammatikbuch)

Im Deutschen wird die indirekte Rede mit dem gemischten Konjunktiv gebildet. Der gemischte Konjunktiv besteht, wie der Name schon sagt, aus einer Mischung von Formen des Konjunktivs I und des Konjunktivs II.

Die folgende Übersichtstabelle zeigt, wie Du den gemischten Konjunktiv (ohne «würde») bildest.

Präsens
Indikativ

Ich singe
Du singst
Er singt
Wir singen
Ihr singt
Sie singen

Konjunktiv I

Ich singe
Du singest
Er singe
Wir singen
Ihr singet
Sie singen

Präteritum
Indikativ

Ich sang
Du sangst
Er sang
Wir sangen
Ihr sangt
Sie sangen

Konjunktiv II

Ich sänge
Du sängest
Er sänge
Wir sängen
Ihr sänget
Sie sängen

Gemischter Konjunktiv

Ich sänge
Du singest
Er singe
Wir sängen
Ihr singet
Sie sängen

Beachte, dass die Konjunktivendungen immer gleich lauten.

In der indirekten Rede verwendet man wenn möglich den Konjunktiv I. Lautet der Konjunktiv I gleich wie der Indikativ, so wählt man (nach Grammatikbuch) den Konjunktiv II. In der Folge mischt man für die indirekte Rede die beiden Konjunktivformen I + II und erhält so den gemischten Konjunktiv.

B) ANWENDUNGSBEISPIELE (nach Grammatikbuch)

«Der Rektor bringt Ludwig ins Zimmer. Es regnet. Wir lesen ein Gedicht von Schiller. Ich bin nicht konzentriert, sondern betrachte den Regen. Breit rinnt das Wasser an den Fenstern hinunter. Man sieht keine Tropfen. Hinter den Fenstern erkenne ich Kastanienbäume im Hof.»

Der vorstehende Abschnitt steht im Indikativ. Setze ich ihn in die indirekte Rede, so wähle ich die Gesetze des gemischten Konjunktivs und erhalte dann folgenden Text:

Er sagt(e), der Rektor bringe Ludwig ins Zimmer. Es regne. Sie läsen ein Gedicht von Schiller. Er sei nicht konzentriert, sondern betrachte den Regen. Breit rinne das Wasser an den Fenstern hinunter. Man sehe keine Tropfen. Hinter den Fenstern erkenne er Kastanienbäume im Hof.

C) DIE VORZEITIGKEIT DER INDIREKTEN REDE (nach Grammatikbuch)

«Das Betragen Ihrer Tochter bot auch in diesem Jahr Anlass zur Klage. Sie äusserte sich wiederholt unzufrieden über die Verköstigung. Überhaupt war Ihre Tochter häufig verstimmt, auch wenn gar kein echter Grund bestand.» (aus einem Brief von Frau Kölker)

Frau Kölker sagt(e), das Betragen seiner Tochter habe auch in diesem Jahr Anlass zur Klage geboten. Sie habe sich wiederholt unzufrieden über die Verköstigung geäussert. Überhaupt sei seine Tochter häufig verstimmt gewesen, auch wenn gar kein echter Grund bestanden habe.

Da das, was Frau Kölker im Brief an einen Vater ausgedrückt hat, in der Vergangenheit liegt, müssen die Sätze in der indirekten Rede auch in die Vergangenheit (Vorzeitigkeit) gesetzt werden. Diese Regel gilt unabhängig davon, ob der Einleitungssatz «Frau Kölker sagt» oder «Frau Kölker sagte» lautet. In der deutschen Sprache gilt im Hinblick auf das Tempus des Einleitungsverbs der INDIREKTEN REDE keine strenge CONSECUTIO TEMPORUM.

Christoph Frei, Akademisches Lektorat, CH-8032 Zürich