Meine beste #Schreibstrategie für den Drauflosschreiber

Das Drauflosschreiben ist eine List, um Zugang zu möglichst grossen Wissensräumen zu bekommen. In der Schreibdidaktik erfreut sich das «einfach Drauflosschreiben» grosser Beliebtheit: Es hat wohl einen Appeal von Befreiung und ist daher nicht nur in Klassenzimmern attraktiv. Die Konzeptbildung erfolgt beim Schreiben in einem Zug während des Schreibens selbst. Schreiberinnen und Schreiber, die ohne vorher entwickeltes Konzept loslegen, sind Frühstarter, die den Schreibprozess unter Umständen als äusserst lustvoll erleben. Wer einfach drauflosschreibt, möchte ein Flow-Erlebnis erreichen, will sich «Fort-Tragen-Lassen» von seiner intrinsischen Motivation, um den Schreibprozess aufrechtzuerhalten. Beim Schreiben in einem Zug erscheint einem das eigene Tun glatt und flüssig, wenn es ohne Unterbrechungen stattfinden kann. Man konzentriert sich wie von selbst, vergisst die Zeit, geht ganz im Schreiben auf, erlebt sich in einem Zustand der Bewusstseins-Enthobenheit und sieht sich selbst in einer besonders ausgeprägten Weise selbstverwirklicht. Man hat dabei das Gefühl, über ausreichend Können zur Bewältigung der Aufgabe zu verfügen.

I) VORZÜGE DES DRAUFLOSSCHREIBENS
a) Das Drauflosschreiben hilft, im Modus der Vorläufigkeit unzensiert und früh zu schreiben.
b) Du dokumentierst Deine Ideen sogleich und nutzt sie für Deinen Text.
c) Du entwickelst neue Ideen für Inhalte, Strukturen und Ziele Deines Textes beim Schreiben.
d) Als Schreibender fühlst Du Dich gut, wenn Du früh Textergebnisse hast. Dies motiviert Dich zum Weiterschreiben.

II) GRENZEN DES DRAUFLOSSCHREIBENS
a) Der Drauflosschreiber stösst an seine Grenzen, wenn besonders schnell ein durchstrukturierter, prägnanter und damit abgabereifer Text entstehen soll. In diesem Fall ist das planende Schreiben als Strategie vorzuziehen.
b) Sind Inhalt und Struktur bereits bekannt, ist Drauflosschreiber weniger sinnvoll.
c) Wer beim Drauflosschreiben regelmässig so weit abschweift, dass er das Schreibergebnis als unbefriedigend empfindet, ist an eine andere Grenze gestossen. In diesem Fall hilft nur eines: Planen.

III) TIPPS FÜR DRAUFLOSSCHREIBER
a) Nutze das Schreiben noch systematischer. Schreibdenken heisst der Prozess und die Methode, die das Denken durch Schreiben und Skizzieren weiter voranbringen.
b) Versuche Dein Schreibrepertoire im Hinblick auf strukturierende Techniken zu erweitern, sollte das Drauflosschreiben nicht mehr funktionieren. Indem Du flexibel bleibst, kannst Du je nach Anforderung entscheiden, mit welcher Schreibstrategie Du am besten weiterfährst.

Gute Übungen hierzu findest Du in: «Die Schreibfitness-Mappe» von Ulrike Scheuermann, erschienen im Linde-Verlag, 2. Auflage 2017, Wien (ISBN 978-3-7093-0639-0)

Christoph Frei