Anleitungen für Abschlussarbeiten

Abschlussarbeiten sind eine didaktisch schwierige Situation, da es Prüfungsleistungen sind, die eine Fähigkeit prüfen, die erst während der Prüfung selbst gelernt wird. Da die Studierenden zuvor keine Abschlussarbeit geschrieben haben, sind ihnen ähnliche Leistungen nur aus Seminararbeiten bekannt. Für die Anleitenden ergibt sich daraus das Problem, dass sie in einer Doppelrolle als Coach und Beurteiler auftreten. Beide Rollen sind wichtig. Die Kriterien für die Beurteilung der Arbeiten müssen expliziert und kommuniziert sein. Bis die Arbeit jedoch fertig für eine Beurteilung ist, ist Unterstützung und Anleitung der wichtigere Part. Abschlussarbeiten verlangen in der Regel eine selbstständige Leistung von den Absolventen, die in der Anwendung fachspezifischer Methoden und Arbeitsformen liegt. Jeder Studiengang hat eigene Reglements, wie die Themenvergabe, die Bewertung und die Benotung zu erfolgen hat. Es ist nicht möglich, in diesem Rahmen auf die organisatorische Gestaltung der Abschlussarbeiten einzugehen. Hier sei nur kurz auf einige Möglichkeiten eingegangen, die sich für eine intensivere Unterstützung der Abschlussarbeiten bieten. Aufgabe der Anleitung ist es, die Studierenden durch den komplexen Prozess der Abschlussarbeit zu führen. In Studiengängen mit ausgedehntem Seminarbetrieb sind den Studierenden die meisten Schritte geläufig, jedoch nicht der Gesamtzusammenhang. Viele Studierende haben zudem Defizite in einzelnen Punkten oder Fragen, die sich im Studium nie stellen liessen. Deshalb kann es sinnvoll sein, die Abschlussarbeit durch Lehrveranstaltungen vorzubereiten oder zu begleiten, in denen so etwas wie ein Kompetenz-Check stattfindet und die einzelnen Elemente des wissenschaftlichen Schreibens noch einmal thematisiert werden. Grundsätzlich bieten sich zur studentischen Unterstützung die folgenden vier Möglichkeiten an:

ERSTENS:
DAS THEMENFINDUNGSSEMINAR
Es bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, den Planungsprozess der Arbeit in einer Lehrveranstaltung vorweg zu nehmen. Gleichzeitig lassen sich die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens und Lernens, die Grundlagen des Zusammenfassens und Zitierens von Texten sowie die Grundlagen von Wissenschaftssprache, Genres und Schreibprozess rekapitulieren.

ZWEITENS:
DAS BEGLEITSEMINAR
Dieses läuft parallel zur Abschlussarbeit und bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, alle Fragen zu thematisieren, die in den Abschlussarbeiten auftreten. Die Teilnehmenden sollten also Gelegenheit haben, Planungsgrundlagen, Gliederungsvorschläge, Textproben wie auch methodische Vorgehensweisen vorzustellen.

DRITTENS:
DIE INDIVIDUELLE ANLEITUNG
Für die individuelle Anleitung gibt es viele bewährte Routinen, die in diesem Rahmen nicht im Detail angesprochen werden können. Die meisten Betreuerinnen und Betreuer von Abschlussarbeiten wissen, dass der Bedarf an Anleitung individuell sehr variabel sein kann und reagieren entsprechend flexibel darauf. Was besonders beachtenswert zu sein scheint, ist eine schriftliche Planung für jede Arbeit in Form eines Exposés, bei dessen Besprechung besonders auf die Machbarkeit und auf den methodischen Weg zu achten ist. Ein Schreib- oder Forschungsprojekt kann nur dann gelingen, wenn die Struktur des Projekts stimmig ist.

VIERTENS:
BERATUNG, COACHING, KRISENMANAGEMENT
Abschlussarbeiten können sehr viel Stress bedeuten, besonders dann, wenn die Bearbeitungszeiten kurz und die Anforderungen hoch sind. Hier ist es sinnvoll, den Studierenden neben der Anleitung Hilfestellungen verfügbar zu machen, wie sie charakteristischerweise Schreibzentren anbieten. Ein gut zugängliches Beratungsangebot in Form eines begleitenden Lektorats, das genau darauf zugeschnitten ist, den Schreibprozess zu bewältigen und mit Schreibkrisen umzugehen, ohne die Probleme zu pathologisieren, lohnt sich für die meisten Studierenden.

Christoph Frei, Akademisches Lektorat, CH-8032 Zürich