DAS TROJANISCHE PFERD
Der Begriff «Trojanisches Pferd» stammt aus der griechischen Mythologie, insbesondere aus der Erzählung des «Trojanischen Krieges», der in Homers «Ilias» beschrieben wird. Der Ausdruck bezeichnet eine List oder ein heimtückisches Täuschungsmanöver, bei dem der äussere Schein trügt und etwas als harmlos oder vorteilhaft erscheint, während es in Tat und Wahrheit eine Gefahr oder Falle verbirgt. In der Mythologie handelt es sich um das berühmte Ereignis, bei dem die Griechen, die jahrelang erfolglos vor der Stadt Troja lagerten, auf Anraten des listenreichen Odysseus’ ein grosses hölzernes Pferd bauten. Dieses Pferd war hohl und wurde von den Griechen als Geschenk an die Trojaner übergeben, die glaubten, dass es ein Zeichen des Friedens und ein Opfer an die Götter sei. Sie nahmen das Pferd als Geschenk an und schleppten es, obwohl die Königstochter Kassandra ihre Landsleute vor den Gefahren warnte, in die Stadt. Während die Trojaner feierten und die Tore der Stadt geöffnet waren, stiegen die Soldaten, angeführt von Odysseus, aus dem Pferd, öffneten die Stadtmauern und ermöglichten den anderen Griechen, die in der Nähe lagerten, in die Stadt einzudringen und Troja zu erobern. Seitdem wird der Begriff «Trojanisches Pferd» symbolisch für eine hinterhältige Täuschung verwendet, bei der etwas Harmloses als Falle dient.
Besonders in der Informatik hat der Begriff Bedeutung erlangt: Ein «Trojanisches Pferd» ist eine Art Schadsoftware, die sich als harmlose Datei oder Programm tarnt, aber in Wirklichkeit dazu dient, das System zu schädigen, Daten zu stehlen oder Zugang zu einem Computer zu erlangen. Für viele ist auch «DeepSeek», Chinas aufstrebender Chatbot für Künstliche Intelligenz, ein «Trojanisches Pferd», da die Plattform eng mit der Ideologie der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) verbunden ist. Regimekritische Antworten, schreibt zum Beispiel «Epoch Times», würden zensiert und regimefreundliche Ansichten gefördert, auch wenn das chinesische Startup ein trainiertes KI-Modell veröffentlicht und erlaubt hat, dass jeder es herunterladen, selbst ausführen und verändern darf. Selbst wenn die die Programmierer in einem Forschungspapier genau beschrieben, wie sie die KI entwickelt haben, sind Zweifel angebracht, zumal die Daten, mit denen das Modell trainiert wurde, der Programmcode also, der das Training gesteuert hat, nicht veröffentlicht wurde.
Dies gilt allerdings nicht nur für «DeepSeek», sondern auch für «Meta», das französische KI-Unternehmen «Mistral AI» und Elon Musks Firma «XAI». Sie alle stellen zwar ihre trainierten KI-Modelle zur Verfügung, halten jedoch alle weiteren Informationen geheim. Auch gilt es zu beachten, dass einige Google-Dienste wie «Google Search», «Gmail» oder «Google Ads» personenbezogene Daten sammeln, was in Bezug auf Datenschutzbedenken als problematisch angesehen wird. Als Betreiber der weltweit grössten Suchmaschine hat Google die Fähigkeit, Informationen zu filtern und Inhalte nach eigenen Algorithmen und Kriterien zu präsentieren. Dies führt zu Bedenken hinsichtlich der Zensur oder der Verzerrung von Informationen, insbesondere wenn es um politische oder gesellschaftlich kontroverse Themen geht. Kritiker werfen Google daher vor, durch die Art und Weise, wie Suchergebnisse priorisiert werden, eine unfaire Einflussnahme auf die öffentliche Meinung auszuüben. Jede KI, die mit realen Daten trainiert wird, hat wohl das Potenzial für einen «Bias», impliziert somit eine systematische Verzerrung oder Neigung, die das Urteilsvermögen oder die Wahrnehmung einer Person beeinflusst. Dies liegt hauptsächlich an den Daten selbst, mit denen die KI trainiert wird, und den Algorithmen, die bei ihrer Entwicklung verwendet werden.
Christoph Frei, Akademisches Lektorat, CH-8032 Zürich
Bild:
Giovanni Domenico Tiepolo
Der Zug des Trojanischen Pferdes, circa 1760
National Gallery, London