Die #FB-SEITE DES «AKADEMISCHEN LEKTORATS»

Die #FB-Seite «Akademisches Lektorat», heisst es auf der ersten Seite, vermittelt Artikel, Bilder und Filme zum Thema Kultur, insbesondere wird dabei die Kultur der Deutschen Sprache und Literatur berücksichtigt. Die Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher zeigen, dass ein grosses Bedürfnis besteht, auch digital über kulturelle Ereignisse, gegenwärtige und vergangene, informiert zu sein. Ausserdem werden regelmässig Hinweise und Empfehlungen im Sinne von Schreibtipps vermittelt, die es insbesondere Studentinnen und Studenten erleichtern sollen, mit ihren Diplom-, Bachelor- oder Masterarbeiten zu einem guten Schlussergebnis zu gelangen.

Trotzdem ist FB als Mittel der Online-Werbung erfahrungsgemäss weniger geeignet als Google. Dies aus dem einfachen Grund, weil jemand, der zum Beispiel nach einer Dienstleistung wie Gartengestaltung oder Gartenunterhalt sucht, eher auf Google ausweicht, denn dort kann er eine gezielte Suchanfrage eingeben, was bei FB nicht möglich ist. Der grösste Unterschied zwischen Google-Ads und Facebook-Ads ist somit das Anliegen der Nutzer der entsprechenden Plattformen. Während Menschen auf Google nach konkreten Begriffen suchen, wollen sie bei Facebook kommunizieren und sich privat austauschen. (Da es sich bei FB um ein soziales Netzwerk handelt, das, wenn überhaupt, gemeinhin in der Freizeit genutzt wird, wollen die meisten Nutzer auf FB nichts mit ihrer Arbeit zu tun haben.)

Aus diesem Grund haben Facebook-Ads für Business-Angebote nur in Einzelfällen eine Chance. Gleichwohl stellt FB ein äusserst differenziertes Analyse-Tool zur Verfügung, das es Seitenbetreibern erleichtert, potentielle Kunden für neue Produkte oder Dienstleistungen zu begeistern bzw. eine Marke oder einen Brand zu etablieren. FB-Ads helfen somit, sich neue Zielgruppen zu erschliessen sowie die allgemeine Aufmerksamkeit zu vergrössern. Gerade dieses Tool wird jedoch von FB Ende Juni eingestellt. Über die Gründe schweigt sich FB aus. In einer kurzen Stellungnahme vom 20. 6. 2021 wird den Seitenbetreibern lediglich Folgendes mitgeteilt:

«Hallo Christoph,
wir möchten dich daran erinnern, dass für eines unserer Business-Tools auf Facebook grosse Veränderungen anstehen. Du erhältst diese E-Mail, weil du Facebook Analytics aufgerufen hast oder ein Konto besitzt, bei dem Facebook Analytics aktiviert ist.

Nach dem 30. Juni 2021 ist Facebook Analytics nicht mehr verfügbar. Je nachdem, wie du dein Konto eingerichtet hast, stellt Facebook Analytics Berichte über deine Website, deine mobile App, deine Facebook-Seite oder dein Instagram-Profil bereit.

In unserem Hilfebereich findest du Näheres zu alternativen Messtools.

Viele Grüsse
Facebook»

Für die Abonnenten des Newsletters aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang vielleicht ein erster, letzter Blick auf die Seiten-Insights. Zum Beispiel interessiert sie vielleicht die Alterszusammensetzung, die Herkunft oder das Geschlecht der Seitenbenutzer. Möglich auch, dass sie wissen möchtest, wie viele die FB-Seite abonniert haben, wie vielen sie gefällt oder wie vielen sie im Monat gezeigt wird. Bitte beachte dabei, dass Facebook wie alle Internetfirmen mit dem sogenannten Netzwerkeffekt arbeitet, das heisst, der numerische Nutzen nimmt mit steigender Nutzerzahl zu, und zwar nicht linear, sondern exponentiell. Solche Effekte treten insbesondere bei Internetplattformen wie FB, Instagram oder TikTok auf, aber auch bei Software-Anwendungen wie der Blockchain, einer Technologie für sichere Transaktionen im Netz.

Gemäss der FB-Statistik wird die Seite zurzeit von insgesamt 73.081 Besucherinnen und Besuchern abonniert. «Gefällt-mir»-Angaben hat die Seite 61.273 wobei 75,8 % auf Frauen und 24,2 % auf Männer fallen. (Warum die Seite mehr Abonnenten wie «Gefällt-mir»-Angaben hat, erschliesst sich mir allerdings nicht.) So wie die Coca-Cola-Formel bleibt der Facebook-Algorithmus das wohl bestgehütete Geheimnis der Firma. Bezüglich der Reichweite, der sich entnehmen lässt, welche Beiträge auf den Newsfeeds der User angezeigt werden, gibt FB zu bedenken, dass es sich hierbei lediglich um einen Näherungswert handelt. Zwischen dem 03.06.2021 und dem 30.06.2021 wird ein Wert von 1.498.761 ausgewiesen, was einer Steigerung gegenüber dem Vormonat um 18,3 % entspricht. Altersmässig ist die Mehrheit der Besucherinnen und Besucher zwischen 45 und 64. 12 % der Besucher sind zwischen 35 und 44; 4 % sind jünger, wohingegen die 65+, laut Statistik, 14% ausmachen. (Gesetzt den Fall, die Auswertung von FB stimmt, lässt sich wohl der Schluss ziehen, dass FB kein Medium für die Jungen ist, vermutlich weil sich dort mittlerweile auch ihre Eltern und Grosseltern etabliert haben.)

Ausserdem weist FB ein sogenanntes Länder-Ranking aus, demzufolge 31.435 Abonnentinnen aus Deutschland stammen, 6.283 aus Österreich und 1.884 aus der Schweiz. Überraschender fällt demgegenüber die Städte-Herkunft der Besucher aus. 4,3% kommen aus Wien, 4% aus Berlin, 2% aus Hamburg, 1,8% aus München, 1,2% aus Frankfurt am Main. Aus Zürich lediglich 0,8%, fast so wenig wie aus Frankfurt. Zwar gibt FB zu bedenken:

«Die Anzahl der Personen, die einen deiner Beiträge mindestens einmal gesehen haben, gruppiert nach Alter und Geschlecht. Aggregierte demografische Daten basierend auf verschiedenen Faktoren, z. B. auf den Angaben zu Alter und Geschlecht, die jemand in seinem Facebook-Profil macht. Bei dieser Kennzahl handelt es sich um einen Schätzwert.» – Und das heisst was? Dass man keiner Statistik trauen soll, die man nicht selbst gefälscht hat, oder dass Wien eine Kultur- und Zürich so wie Frankfurt eine Bankenstadt ist?

Ganz von der Hand zu weisen ist Letzteres sicher nicht, hat doch schon der Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller die Überzeugung vertreten, die Schweiz sei ein Holzboden für Kultur. Es gibt kaum eine längere Auslassung über Kultur in der Schweiz, wo nicht Gottfried Keller mit ebendiesem Satz zitiert wird. Freilich fehlt die Quellenangabe. Man weiss einfach, dass der Satz von Keller stammt. Das scheint zu reichen. Wer die Stelle freilich im Original auftreibt, kommt zum Ergebnis, dass der Satz ein bisschen anders lautet. Der Satz stammt aus einem Brief Kellers aus Heidelberg an seinen Freund Wilhelm Baumgartner. In Tat und Wahrheit lautet er: «Für einen Poeten ist die Schweiz ein Holzboden.» Offenbar hat man es also schon früher so wie heute bei FB mit der Wahrheit nicht so genau genommen.

Christoph Frei, Akademisches Lektorat, CH-8032 Zürich