LETZTE BESTE TIPPS FÜR DEN AUFSATZ AN DER #ZAP

DIE WAHL DES THEMAS

Die Gymiprüfungen stehen ins Haus! Prüfungstermin für das Langgymnasium im Kanton Zürich ist Montag, der 4. März 2024, für das Kurzgymnasium gilt das gleiche Datum. Egal, ob Du Dich fürs Lang- oder Kurzzeitgymnasium angemeldet hast, kann Dir auch bei noch so guter Vorbereitung ein misslungener Aufsatz einen Strich durch die Endabrechnung machen. Warum das so ist, möchte ich Dir in meinem heutigen Blogartikel erläutern. – Vor allem haben die Lehrerinnen und Lehrer für die Bewertung des Aufsatzes keine Korrekturvorgaben wie zum Beispiel für Mathematik oder Grammatik. Es wird ihnen also nicht vorgeschrieben, wie sie den Inhalt und die Sprache zu bewerten haben. Vorgeschlagen wird lediglich ein Notenband zwischen 3,80 und 4,30, innerhalb dessen sie sich bezüglich des Notenschnitts aller korrigierten Aufsätze bewegen sollten. Natürlich wird von der Aufsatzkommission versucht, die Korrigierenden über Empfehlungen auf eine «unité de doctrine» zu verpflichten, an die sich erfahrene Lehrpersonen in der Regel jedoch nicht halten, da sie zurecht oder nicht der Überzeugung sind, es sowieso besser zu wissen und weiter so korrigieren, wie sie das für den Rest des Jahres an ihrem Gymnasium auch tun. Zu guter Letzt kommt noch hinzu, dass die Bildungsdirektion und ihre Adlaten selten bis nie einen allfälligen Rekurs gutheissen. Vermutlich aus Prinzip, um ihren Gehülfen und Lehrpersonen nicht in den Rücken zu fallen.

Was also ist zu tun? Gibt es etwas, auf das Du Dich verlassen kannst? – In der Regel erhältst Du an der #ZAP drei oder vier Themen, aus welchen Du eines aussuchen musst. Der Aufsatz wird in der Vorbereitung oft ein wenig aussen vorgelassen, da viele Schülerinnen und Schüler denken: «Aufsatzschreiben kann man sowieso nicht lernen.» oder «Aufsatzschreiben kann ich leidlich.» Freilich stimmt das so nicht ganz. Sogenannt «matchentscheidend» ist nämlich oft bereits die Wahl des Themas!

Wie gesagt, stehen an der Gymiprüfung drei bis vier Themen zur Verfügung, wovon Du ein Thema auswählen musst. Themen, zu denen Du bereits ein Vorwissen besitzt, fallen leichter. Trotzdem wird ein grosser Teil der Aufsätze – und seien sie sprachlich noch so gut verfasst – ungenügend bewertet, da sie am Thema vorbeigeschrieben sind oder da der Auftrag nicht richtig umgesetzt wurde. Darum ist es wichtig, dass Du die Aufgabenstellung wirklich genau studierst und bevor das eigentliche Schreiben beginnt, Dir Zeit für die Planung des Textes nimmst. Klar wird die Planung nicht direkt bewertet, doch ist sie für den Prüfungsexperten ein gutes Zeichen. Vor allem schindet sie so wie auch ein gut lesbares Schriftbild Eindruck. Entscheidender ist jedoch, dass der Aufsatz durch die daraus entstehende Strukturierung an Qualität gewinnt. Für Wahl und Planung sollst Du Dir allerdings nicht mehr als fünf Minuten Zeit nehmen. Eine einfache Mind-Map, ein Cluster oder eine kurze Gedankenskizze (z.B. eine Tabelle mit Vor-und Nachteilen) eignen sich hierbei am besten. – Die Aufgabenstellungen zeigen verschiedene Muster auf, die sich von Jahr zu Jahr wiederholen. So wird meist die Zeitform Präteritum oder Präsens verlangt. Die Perspektive, aus welcher Du schreiben sollst, ist entweder die Ich- oder Er-Form. Öfters wird dabei auch verlangt, aus einer fremden Person oder sogar einem Gegenstand heraus aus der Ich-Perspektive zu schreiben. So war beispielsweise bei der Gymiprüfung 2019 der Auftrag, eine Geschichte mit dem Titel «Meine bequemsten Schuhe erzählen» zu verfassen. Viele scheiterten bei diesem Thema, weil sie bei der Umsetzung nur über einen Schuh statt über ein Paar Schuhe schrieben oder weil sie im Aufsatz die «bequemsten Schuhe» nicht die Sicht der Schuhe zum Ausdruck brachten. Der Titel lautete schliesslich: «Meine bequemsten Schuhe erzählen.» Anders verhielt es sich vor drei Jahren, als bei der #ZAP für die Langgymnasien das folgende Thema zur Auswahl stand:

«Der Staplodiplokus (Titel) – Erstmals ist es Forschern gelungen, die Existenz eines Staplodiplokus nachzuweisen! Erzähle, wie es den Forschern gelungen ist, einen Staplodiplokus zu entdecken. Stelle dabei auch klar, was ein Staplodiplokus ist. In der Deutung des Wortes «Staplodiplokus» bist du vollkommen frei. Schreibe im Präteritum. Gib die Nummer des Themas an und übernimm den Titel.»

Bei diesem Thema gelang es vielen Kandidaten nicht, den «Staplodiplokus» zur Zufriedenheit der korrigierenden Lehrpersonen in ihrer Geschichte zu integrieren, oder sie unterliessen es, deutsch und deutlich klarzustellen, was ein «Staplodiplokus» ist. Obwohl das Aufsatzthema im Grunde zu der Kategorie «Erzählung» gehört, wurde der Auftrag wie so oft in den letzten Jahren weiter differenziert und somit deutlich erschwert. Oft erkennen die Schülerinnen und Schüler diese «versteckten» Aufgabenstellungen nicht und erfüllen so den Auftrag nur mangelhaft. Selbstverständlich helfen Klagen und Jammern in diesem Fall nicht weiter. Was hilft ist eine Gegenstrategie. 2015 lautete ein Aufsatzthema für das Kurzgymnasium:

«Offline (Titel) – Es ist Sonntagmittag. Am vorigen Montag hast du beschlossen, eine Woche lang auf dein Smartphone zu verzichten. Erkläre, wie es zu deinem Selbstversuch kam. Erzähle von einem besonderen Erlebnis während dieser Woche und von den Erfahrungen insgesamt, die du gemacht hast. Ziehe am Ende ein Fazit aus deinem Selbstversuch.»

Beim Thema «Offline» handelt es sich im Grunde um 4 Aufgabenstellungen. Als erstes musst Du erklären, wie es zu dem Selbstversuch kam, auf Dein Smartphone zu verzichten. (Möglich, dass Du mit Deinen Eltern eine Wette abgeschlossen hast, dass das für Dich kein Problem ist.) Erzähle dann von einem besonderen Ereignis während dieser Woche. (Vielleicht hast Du den Zug verpasst, weil Du den Fahrplan nicht checken konntest, oder Du konntest Deine Eltern nicht benachrichtigen, dass Du später nach Hause kommst.) Erzähle drittens von den Erfahrungen insgesamt, die Du während dieser Woche gemacht hast. (Vielleicht hattest Du mehr Zeit, Dich für die #ZAP vorzubereiten oder bist seit längerer Zeit wieder mit Freunden ins Kino gegangen.) Zum Schluss musst Du viertens noch ein Fazit ziehen, wie Du Deinen Selbstversuch einschätzt. (Nicht auszuschliessen, dass Du dabei festgestellt hast, insgesamt für alles mehr Zeit zu haben. Vielleicht hast Du Dich allgemein weniger gestresst gefühlt und hast Dinge wahrgenommen, die Dir sonst nicht auffallen. Zum Beispiel, dass in diesem Jahr bereits im Februar das Wetter frühlingshaft warm ist.)

TO BE CONTINUED
Christoph Frei, Akademisches Lektorat, CH-8032 Zürich

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