Mein #Sprachtipp für bessere Texte: Korrekte Zeichensetzung in der direkten Rede

Nicht nur für literarische Texte ist die Zeichensetzung in der direkten Rede ein wichtiges Stilmittel. Freilich erweist sie sich für viele als überraschend schwierig, was sich unter anderem darin zeigt, dass sie selbst im «Anschlussprogramm» für den Übertritt von der «Primarstufe» an die «Langgymnasien des Kantons Zürich» aufgeführt wird. Das «Anschlussprogramm» umschreibt für die Prüfungsfächer Deutsch und Mathematik die Kenntnisse, Fertigkeiten und Inhalte, die an Aufnahmeprüfungen vorausgesetzt werden. Bekanntlich umfasst die Sprachprüfung zwei Teile: Erstens das Verfassen eines Textes und zweitens ein Textverständnis mit Sprachbetrachtung. Bezüglich der Sprachbetrachtung heisst es: «Kandidatinnen und Kandidaten zeigen, dass sie sprachliche Erscheinungsformen erkennen und darüber nachdenken können. Dabei können sie altersgerecht ausgewählte Wörter, Sätze und Texte erfassen und beschreiben. Sie sind in der Lage, Wörter und Sätze zu bestimmen, zu ersetzen, umzuformen oder neu zu bilden.» Hierzu zählt unter anderem auch die bereits erwähnte Fähigkeit, die direkte Rede mit den dazugehörigen Satzzeichen richtig anzuwenden. Und hier beginnt dann meistens auch das Durcheinander mit den Satzzeichen.

FIRST THINGS FIRST
Oder das Einfache vorab: Die «direkte Rede» wird durch Anführungszeichen vom umgebenden Text abgesetzt. Der erste Buchstabe der «direkten Rede» wird immer gross geschrieben, und zwar ohne Ausnahme. Wenn der Begleitsatz vorausgeht, leitet er die wörtliche Rede mit einem Doppelpunkt ein.

Beispiele:
Johannes: «Ach, so macht ihr das.»
Johanna: «Hab‘ ich dir doch gesagt. Aber du glaubst mir ja nie etwas.»
Max versicherte: «Das habe ich nicht gewollt.»
Klara fragte mich: «Wann beginnt der Film»?

Kniffliger wird es, wenn sich die «direkte Rede» mit anderen Satzteilen zusammentut. Je nach Stellung der «direkten Rede» im Gesamtgefüge des Satzes ergeben sich unterschiedliche Probleme. Diese lassen sich grundsätzlich in fünf Kategorien unterscheiden.

A) Der Begleitsatz steht vor der «direkten Rede»
Das ist der häufigste Fall. Und er ist einfach. Die «direkte Rede» endet mit einem Punkt (oder einem Frage- oder Ausrufezeichen) vor dem schliessenden Anführungszeichen. Danach folgt kein weiteres Satzzeichen.

Beispiele:
Goethes berühmte Sentenz lautet: «Stirb und werde!»
Lautet Goethes berühmte Sentenz: «Stirb und werde?»
Goethe sagte: «Man reist nicht, um anzukommen.»

B) Der Begleitsatz steht hinter der «direkten Rede»
Wenn der Begleitsatz hinter der «direkten Rede» steht, wirkt er wie ein nachgelieferter Kommentar. Frage- oder Ausrufezeichen am Ende der «direkten Rede» bleiben erhalten. Ein schliessender Punkt entfällt. Nach der «direkten Rede» geht es mit Komma, Begleitsatz und Punkt weiter.

Beispiele:
«Gut gebrüllt, Löwe!», grölte Demetrius und ging ab.
«Hat der Löwe gut gebrüllt?», wollte Demetrius wissen.
«Gut gebrüllt, Löwe», sagte Demetrius. (Hier also kein Punkt nach Löwe)

C) Der Begleitsatz ist in die «direkte Rede» eingeschoben
Ist der Begleitsatz in die «direkte Rede» eingeschoben, dann wirkt er wie ein Kommentar. Der Begleitsatz wird dann von Kommas umschlossen und der Schlusspunkt (oder das Frage- bzw. Ausrufezeichen) steht vor dem abschliessenden Anführungszeichen.

Beispiele:
«Man reist nicht», sagte Goethe, «um anzukommen.»
«Hat der Löwe», erkundigte sich Demetrius, «gut gebrüllt?»

D) Die «direkte Rede» ist vom Begleitsatz umschlossen
Manchmal wird die «direkte Rede» vom Begleitsatz eingerahmt. Dann erhält die Rede keinen Schlusspunkt und nach dem schliessenden Anführungszeichen folgen Komma, Begleitsatz und Punkt. Frage- oder Ausrufezeichen der «direkten Rede» bleiben erhalten.

Beispiele:
Wenn Goethe sagt: «Man reist nicht, um anzukommen», müsst ihr den Satz notieren. (Kein Punkt nach «anzukommen»)
Wenn Goethe fragt: «Gefällt es euch in Weimar?», dann nickt am besten mit dem Kopf. (Frage- oder Ausrufezeichen der «direkten Rede» bleiben erhalten.)

E) Die integrierte «direkte Rede»
Formal ähnlich wie im vierten Fall sieht es aus, wenn die «direkte Rede» in einem Satz integriert ist. Sie ist von Text umschlossen, verschmilzt aber mit dem umgebenden Satz zu einer Einheit. Ausnahmsweise entfällt deshalb der Doppelpunkt vor der «direkten Rede». Ist der Einschub ein ganzer Satz, erhält er dennoch keinen Schlusspunkt. Wie immer bleiben die Frage- und Ausrufezeichen erhalten. Der Satz geht nach der «direkten Rede» ausserdem ohne Komma weiter.

Beispiele:
Sein ewiges «Stirb und werde!» geht mir auf den Wecker. (Kein Komma nach der «direkten Rede»)
Wenn er noch einmal «Gefällt es euch in Weimar?» fragt, platzt mir der Kragen.

Selbst wenn die integrierte «direkte Rede» am Satzende steht, schliesst sie nicht mit einem Punkt. Der Schlusspunkt folgt nach dem schliessenden Anführungszeichen.

Beispiel:
Er ging ihnen langsam auf die Nerven, mit seinem ewigen «Stirb und werde».

EXKURS:
Du und Sie
Da wir gerade beim Thema sind: Die Personalpronomen «du» und «dein(e)» sollen in der «direkten Rede» klein geschrieben werden. Die Grossschreibung ist nach den aktuellen Rechtschreibregeln nur noch geduldet, wenn mit «du» der Leser oder die Leserin gemeint ist. Das ist aber in der «direkten Rede» meist nicht der Fall.

In Briefen ist mit «du» regelmässig der Leser gemeint. Die Grossschreibung ist daher geduldet. Aber auch dort empfiehlt der Duden die Kleinschreibung. Wer unkompliziert auf der sicheren Seite sein will, schreibt «du» und «deine» immer (auch in Briefen) klein.

Zwingend gross geschrieben werden (in der «direkten Rede» und in Briefen) «Sie» und «Ihr», wenn es sich dabei um die Höflichkeitsform handelt, der Angesprochene also «gesiezt» wird. Immer klein sind «sich» und «dich».

Christoph Frei, Akademisches Lektorat, CH-8032 Zürich